Unsere Esel... Eine ganz persönliche Eselkunde

Bauernhof mit Eseln in Frankreich
Eselwandern in frankreich
Unsere Esel im Limousin

 

Sureau, Kickers, Maurice, Fol’Avoine – so vielfältig sind die Namen unserer Esel. Aber wer sind sie wirklich, die bekanntesten Bewohner des Bauernhofs in Champseau?

 

Wir möchten Sie gern ein wenig mit ihnen bekanntmachen und Ihre Lust wecken, die freundlichen Vierbeiner demnächst vor Ort aus der Nähe zu betrachten, sie zu streicheln und mit ihnen zu einem kleinen Spaziergang oder einer richtigen Wanderung aufzubrechen.

 

Sechszehn Esel leben bei uns – die ersten haben wir im Frühjahr 2000 gekauft, als der Betrieb hier auf dem Hof begann. Sie kamen von Züchtern, die sich wie wir mit Eselwandern beschäftigen: aus dem Weiler Les Signoles im Departement Hérault und vom Gut Gît’âne im Departement Lot. Andere folgten, ausgewählt und gekauft auf Märkten in unserer Gegend, oder sie wurden uns von ihren Besitzern überlassen, die sie aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr halten konnten. Das war etwa bei Maurice der Fall, der zuvor einsam auf der Île de Vassivière lebte, oder bei Image, deren Inhaber sich aus Krankheitsgründen schweren Herzens von ihr trennen musste. Natürlich sind auch ein paar hier auf dem Hof geboren: Hansie, Nabi, Obazine und Roméo.

 

 

Nach jetzigem Stand der Dinge wollen wir weder die Herde vergrößern, noch einen Handel mit Eseln beginnen. Zudem sind alle männlichen Esel kastriert – nicht aus Jux und Tollerei: Dies ist eine wesentliche Voraussetzung, um sie auch unerfahrenen Wanderern anzuvertrauen. Denn ein Wallach ist unvergleichlich friedlicher und viel leichter zu führen als ein Hengst. Logisch, dass deshalb bei uns selten Geburten stattfinden. Das letzte Mal geschah dies 2008 mit Hansie. Sie ist die Tochter von Bretzelle.


eine Wanderung mit einem Esel im Limousin

Unsere Herde ist in Alter und Aussehen bunt gemischt – wie gesagt, das jüngste Mitglied ist zwei und die Ältesten sind älter als dreissig Jahre, ihre Tönungen reichen von grau bis braun sowie schwarz und weiß. Einige von ihnen sind klein, andere so groß wie Pferde. Die einzige Gemeinsamkeit unserer von Natur aus neugierigen Lieblinge: Sie stecken ihre Nasen mit Begeisterung über den Weidezaun und gehen alle gern auf Wanderschaft – außer unsere Ruheständler, die bei uns ihren Lebensabend genießen.

 

Viele Besucher fragen uns interessiert nach der Rasse unserer Herdentiere. Tatsächlich war dies für uns überhaupt kein Kriterium. Es sind ganz normale Landesel in verschiedenen Mischungen. Größe und Fellfarbe, die wichtigsten Kennzeichen zur Bestimmung einer Rasse, scheinen uns völlig nebensächlich im Vergleich zum Wesen eines Esels: Ist er sanft, geduldig, ausdauernd? Das sind die Eigenschaften, die wir wichtig finden. Demgegenüber ist die Farbe seines Fells zweitrangig. Einige unserer Esel erinnern an den Provence-Esel, andere an den aus den Pyrenäen. Nabi hat gewiss Vorfahren, die aus dem Poitou stammten, erkennbar an seinem langen braunen Zottelpelz. Aber keiner ist in irgendeinem Zuchtbuch einer bestimmten Gattung eingetragen, was uns ganz nebenbei auch kiloweise Papier und stundenlangen Verwaltungskram erspart. Das Wichtigste: Die Esel fühlen sich ohne solche Urkunden bei uns kein bisschen weniger wohl.

 

Als die ersten Esel auf dem Hof ankamen, waren sie schon ausgebildete Wanderesel. Man musste sie nicht schulen, ehe wir sie in der ersten Saison auf Tour schicken konnten. Bei denen, die nach ihnen kamen, lagen die Dinge ein wenig anders.

 

Wir sind fest davon überzeugt, dass die Esel von Natur aus ein gutartiges Wesen besitzen. Sie geben alle ihr Bestes, können dies aber nur dann tun, wenn sie wissen und verstehen, was von ihnen verlangt wird. Also nehmen sich die Ängstlicheren unter ihnen die notwendige Zeit, um sich des Beistands ihrer erfahreneren Kollegen zu vergewissern. Nabi zum Beispiel hat fünf lange Jahre gebraucht, bis er alle seine Ängste überwunden hatte.  

 

Die Eselfohlen lernen alles von ihrer Mutter, wenn sie mit ihr unterwegs sind. Furcht vor Wasser? Wenn die Mama über die Brücke geht, kann ich das auch! Schließlich unterstützt die junge Generation im Laufe der Zeit die ältere, die es verdient hat, sich öfter mal ein wenig auszuruhen oder den gemütlichen Lebensabend zu genießen..

 

Und jetzt können Sie sich unten in Ruhe die Bilder unserer Esel mit ihren Lebensläufen und Charaktereigenschaften anschauen! 



eine wanderung mit einem esel

Ânatole
Geboren 2001 in der Nähe von Limoges
Von ausgesprochen ruhigem und sanftem Charakter, weshalb er meist die Rolle des Musteresels spielt, wenn Gruppen aus Kindergärten und Schulen zu Besuch sind, denen der Körperbau und das Wesen der Esel erklärt wird. Stoisch steht er da und lässt (fast) alles mit sich machen, zum Beispiel zu Demonstrationszwecken die Ohren drehen oder auf das Maul geküsst werden. In der Herde gesellt er sich besonders gern zu Lupin und mag auch sonst das Leben in der Gruppe. Sein Fell mit einem Kreuz auf dem Rücken hat eine besondere Färbung, man könnte sie vielleicht als kastanien-glänzend oder havanna-braun nennen. Wie sechs weitere Esel in der Herde schreit Ânatole nie. 


mit einem esel wandern

Obazine
Geboren im Januar 2002 in Champseau
Obazine ist die Tochter von Fol’Avoine, ihr Vater gehörte der Rasse Grand Noir du Berry an („Großer Schwarzer von Berry“), aber sie ist weiß wie ihre Mutter. Ihren Namen trägt sie nach einem sehr malerischen Dorf im Süden des Limousin. Nach ihrer Geburt in einer Winternacht wurde sie morgens mit dem Föhn getrocknet und nach zwei Tagen mit ihrer Mutter in die Herde integriert. Sie ist von friedlichem und freundlichem Wesen, schreit nicht, hat aber einige Chef-Allüren von ihrer Mutter übernommen. Auf längere Wanderungen geht sie wegen ihrer gelegentlichen Hufprobleme nicht.


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Domino

Geboren etwa 1998  in St. Just-le-Martel
Geboren wurde Domino in einem Dorf im Limousin, das für sein alljährliches Karikaturen-Festival bekannt ist. Er kam 2004 aus einem dreißig Kilometer entfernten Zentrum für geistig Behinderte nach Champseau und war völlig unerzogen. Das hat sich schon lange geändert, denn jetzt ist er anhänglich wie ein Hund und leckt als einziger Esel in Champseau den Menschen die Hand. Er verträgt sich gut mit allen anderen Eseln und schläft nicht gern allein. Respekt vor Zäunen kennt er nicht – einmal hat er während einer Übernachtung auf einer Tour nachts den Drahtzaun umgeschoben und ist allein zwölf Kilometer nach Hause gelaufen. Domino ist ein ruhiger Esel – er schreit nie.


mit einem esel spazieren

Ghardaïa

Geboren etwa 1990 bei La Salvetat

Er ist nach einer Stadt in Algerien benannt, kam als Hengst in der ersten Herde von acht Eseln aus Montpellier und wurde erst in Champseau kastriert. Zu den Menschen ist er freundlich, aber unter seinesgleichen wirkt er immer etwas frustriert. Denn er wäre gern der Chef, ist dazu aber zu klein. Wenn es Futter gibt, drängelt er nicht und wartet bescheiden, bis man ihm etwas anbietet. Man erkennt ihn einfach an einer fehlenden linken Ohrspitze. 2011 war er schwer krank, der Tierarzt hatte ihn schon wegen seiner Darmprobleme aufgegeben. Aber nachdem er geduldig die ganze Nacht herumgeführt wurde, ging es ihm morgens wieder besser.  


Gabin

Geboren 2016 in der Nähe von Limoges

Seine Name ist ein Rätsel, denn niemand weiß, wie er zu ihm gekommen ist, noch, welche Erfahrungen er gemacht hat, bevor er Anfang des Jahres 2020 bei uns auf dem Bauernhof eine neue Heimat fand. Er hat uns bei unserem ersten Treffen ausgesucht, denn er lief sofort auf uns zu und wollte gestreichelt werden. Nach einem kurzen probeweisen Spaziergang mit ihm haben wir ihn adoptiert.

Seit er bei uns in Champseau ist, hält er sich immer gern in der Nähe der Menschen auf, ist aber manchmal ein bisschen eifersüchtig: Er teilt nicht gern die Streicheleinheiten, versucht lästige Konkurrenten wegzuschieben. In der Herde ist das Leben jetzt etwas klangvoller geworden, denn er schreit gern und laut. 

um Vassivière mit einem esel spazieren

Image

Geboren 1998 in St Julien-le-Petit
Sie kam 2008 als Geschenk nach Champseau, weil ihr Besitzer krank war und sie nicht mehr versorgen konnte. Sie ist mit ihren gewellten Haaren ein Bild von einem Esel (image – franz. „das Bild“). Als sie hier eintraf, war sie gut ausgebildet und konnte Karren ziehen. Grundsätzlich hält sie sich lieber unter Eseln als unter Menschen auf. Aber wenn man mit ihr unterwegs ist, folgt sie einem wie ein Schatten.  


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Marius

Geboren 2009 in der Normandie

Marius ist der einzige reinrassige Esel auf dem Hof. Er ist ein Cotentin-Esel und heißt mit bürgerlichem Namen Vernis de Claids ... ein bisschen pompös, oder? Deshalb nennen wir ihn lieber bei seinem Spitznamen ;-).

 

Bevor er sich der Herde anschloss, hatte Marius ein abwechslungsreiches Leben hinter sich. Seine Spezialität? Zur Freude von Groß und Klein schritt er anlässlich der Feierlichkeiten zum Jahresende Seite an Seite mit dem Weihnachtsmann. Bei uns ist es eher Sommer, wenn er weiterhin sein Bestes gibt! 


mit einem Esel in Frankreich wandern

Nutella

Geboren 2011 bei Pierre-Buffière im Limousin

Als der Wallach Anfang 2018 zu uns kam, wollten wir zuerst seinen Namen ändern, den man ihm nach seinem schokoladenbraunen Fell gegeben hatte: Nutella nein - Nutella ja! Schließlich hat Olivier recht behalten: Nutella ist ein sehr klangvoller Name, der bei allen Kindern Begeisterung hervorruft. Wir haben ihn bei einem Züchter in der hiesigen Region gefunden: Er schien ein kleiner Schelm zu sein, aber er war so verschmust, dass wir schließlich seinen freundlichen Augen nicht widerstehen konnten. Zutraulich ist er bis heute, aber auch ein tapferer und nimmermüder Wanderer.   


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Hansie

Geboren 2008 in Champseau
Sie ist die Halbschwester von Roméo; äußerlich ist sie eher nach ihrem Vater geschlagen, was sich unter anderem in einem rosa Fell und rötlichen Ohren äußert. Eine echte Besonderheit ist der weiße Stern über ihren Augen. Wenn man ihr in die Augen schaut, sieht man auch dort etwas Weiß – üblicherweise haben Esel ganz braune Augen. Hansie ist eine eher kleine Eselin, die gern mit ihren Artgenossen diskutiert und dabei immer das letzte Wort behält. Üblicherweise unterhalten sich eher die männlichen Esel lautstark, aber Hansie spielt gern mit den Jungs. Sie hat den Charakter einer Chefin und geht trotz ihrer Jugend schon auf längere Wanderungen.  


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Louna

Geboren Ende der 1980er Jahre bei La Salvetat
Sie mag es ruhig, schreit niemals und wartet, dass die Menschen zu ihr kommen, von denen sie sich sehr gern streicheln lässt. Größere Wanderungen unternimmt sie nicht mehr, aber für eine Tagestour rund um Champseau reichen ihre Kräfte noch. Sie hat lange Haare wie ein Pferd und ist die Letzte, die ihr Winterkleid erst im Juli verliert. Bei ihrer Übersiedlung ins Limousin war sie schwanger, ohne dass dies bekannt war. Sie kam hier mit ihrer kleinen Tochter Lullaby an, zwölf Monate später brachte sie überraschenderweise ihren Sohn Nabi zur Welt.  


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Nabi

Geboren 2001 in Champseau
Nabi (arabisch: „Prophet“; „Les Nabis“ nannte sich eine rebellische Künstlergruppe Ende des 19. Jahrhunderts in Paris) ist der Halbbruder von Lullaby – Louna hat ihn ein Jahr nach ihrer Ankunft im Limousin zur Welt gebracht. Bei seiner Geburt hatte er ulkige Schlappohren. Sein langhaariges, zottiges Fell weist auf Vorfahren aus dem Poitou hin, einer Gegend in Südwestfrankreich. Nabi ist ein Wallach – kastriert werden die männlichen Esel im Alter zwischen einem und anderthalb Jahren. Er ist ein Einzelgänger, der freundlich zu allen ist. Auf dem Foto sieht man Nabi auf seiner ersten großen Wanderung 2015.


Sureau
Geboren 2014 bei Limoges
Sureau heißt zu deutsch "Holunder" und war vier Jahre alt, als er im April 2018 zu uns kam. Trotz seines jungen Alters ist er schon ein erfahrener Wanderer, denn sein vorheriger Besitzer war mit ihm auf dem Stevenson-Weg in den Cévennen unterwegs. Er wirkt jünger als er tatsächlich ist und verhielt sich vom ersten Augenblick an sehr zutraulich allen Menschen gegenüber. Offenbar hatte er noch nichts Böses erlebt.


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Maurice

Geboren 2001 in St. Julien-le-Petit
Im Alter von einem Jahr kam er nach Champseau. Er war anfangs etwas schreckhaft, hat sich aber zu einem der besten Wanderer entwickelt. Wenn er mit einer Gruppe unterwegs ist, kümmert er sich darum, dass alle zusammenbleiben und wartet auf Nachzügler. Wegen seiner Größe wirkt er respekteinflößend. Wenn man mit ihm allein unterwegs ist, macht er sich regelmäßig akustisch bemerkbar. Er ist von gesetztem Wesen: Als er sich einmal am Haken einer Kette verletzte, blieb er ganz ruhig, bis Hilfe kam.  


Célestin
Geboren 2016 in der Nähe von Vassivière
Gemeinsam mit Gabin ist er das jüngste Mitglied unserer Herde. Im Alter von einem Jahr kam er zu uns nach Champseau und wurde hier ausgebildet: In Gesellschaft älterer erfahrener Esel hat der die Wege rund um unseren Bauernhof kennengelernt und schon bald auf Zuruf Sprünge über Gräben und Bäche gewagt – eine wichtige Voraussetzung für längere Touren. Bisher schließt er sich vor allen den Karawanen an, wenn uns Gruppen von Kindergärten und Schulen besuchen. Er wirkt so mutig wie eifrig und gibt zu guten Hoffnungen Anlass, dass aus ihm ein wunderbarer Wanderesel wird. 


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Roméo

Geboren 2006 in Champseau
Er ähnelt Hansie und wird von vielen für den schönsten Esel der Herde gehalten. Schon im Alter von drei Monaten hat er seine Mutter verloren. Kein Wunder, dass er nervös wurde und Magenprobleme bekam! Er hat sich aber bald gut in das Herdenleben eingegliedert, als deren Casanova er gilt, obwohl er ein Wallach ist. Er schreit oft und ist gern in der Gruppe – seien es Esel oder Menschen.
 


Eselsteckbriefe: Gundel Jacobi und Bernd-Wilfried Kiessler

Fotos: Dana Sinaida Ersing, Gundel Jacobi, Bernd-Wilfried Kiessler, Cornelia Schwarz, les Ânes de Vassivière